Sportliches Schießen mit dem Ordonnanzgewehr

Schießen mit dem Ordonnanzgewehr

Nach zwei Jahren Pause fand es im Januar endlich wieder statt: das Neujahrsschießen des Schießsportvereins Hubertus 1911 e.V. Mittelbuchen. Unter Aufsicht von Oberschützenmeister Harald Sinsel meldeten sich 30 Sportschützen zum Wettbewerb an, der traditionell mit historischen Ordonnanzgewehren ausgetragen wird und der zugleich den Beginn des Schützenjahres markiert.

Entsprechend den Regeln des Deutschen Schützenbundes waren nur Repetiergewehre zugelassen, die bis einschließlich 31.12.1963 als Ordonnanzwaffen geführt wurden. Dabei handelt es sich um ehemalige Gewehre, die auf Anordnung (französisch: l՚ordonnance) offiziell an die Streitkräfte, an Heimwehrangehörige oder den Grenzschutz ausgegeben wurden. Das Verbreitungsgebiet dieser einstigen Militärgewehre ist international, wenn auch in den vergangenen Jahren die europäischen Ordonnanzgewehre dominieren. So fanden sich auf dem elektronischen Schießstand des Vereins der Schweizer Karabiner K31, der deutsche Karabiner K98, das schwedische Modell Carl Gustaf M/96 sowie der russische Mosin/Nagant zusammen und das Altersspektrum der Oldies war breit gefächert. So wies der älteste Vertreter das Herstellungsjahr 1899 auf und der Junior stammt aus dem Jahr 1954. Aber gerade weil sie längst aus dem aktiven Dienst ausgemustert wurden, sind sie für den Schießsport interessant. Hinzu kommt der Kostenfaktor, denn auch für einen erstklassigen Schweden-Mauser zahlt man viel weniger als für ein modernes Matchgewehr. Zudem muss betont werden, dass sich der Schießsport mit dem Ordonnanzgewehr heute weitestgehend von seinen ursprünglichen militärischen Wurzeln entfernt hat.

Überdies haben diese „Fossilien“ ihren ganz eigenen Reiz: Es ist eine ursprüngliche Form des Schießens, denn Zielfernrohre, spezielle Diopter- oder Scharfschützenvisierungen sind nicht gestattet. Die originalgetreue Visierung mit Kimme und Korn stellt für viele Schützen, die sonst mit leistungsfähigen Zielfernrohren oder Leuchtpunktvisieren ihrem Hobby nachgehen, eine echte Schwierigkeit dar. Feuert man in kurzer Zeit zu oft hintereinander, erwärmt sich der Gewehrlauf und die Luft darüber beginnt im Licht zu flimmern. Dies erschwert das Zielen bei den nächsten Schüssen. Gerade das langsame Schießen macht den Charme des Ordonnanz-Schießens aus. Und dann gibt es auch noch die diesen alten Gewehren innewohnende Herausforderung. Im Gegensatz zu modernen Matchgewehren stellen diese Oldtimer die Schützen vor eine Reihe von Problemen, die nur mit entsprechendem Fachwissen gelöst werden können. Sei es die Munitionsverträglichkeit, sei es die unzureichende Schaftbettung oder die nötige Gleichmäßigkeit beim Schießen. Aber genau hier liegt auch die Faszination und der Spaß beim Ordonnanzgewehrschießen und zweifellos können viele der ausrangierten Arsenalstücke Resultate erbringen, die nicht hinter aktuellen Matchgewehren zurückstehen. So bot sich auch bei diesem Wettkampf die Gelegenheit zum Fachsimpeln und jeder Sportschütze betonte natürlich die Vorteile seines Modells. Aber genau das ist es unter anderem, was diese Sportart so ansprechend und interessant macht.

Die Sieger

(offene Visierung): 1. Platz: Horst Schmidt, 2. Platz: Thorsten Arbeiter, 3. Platz: Bernd Winterstein

(geschlossene Visierung): 1. Platz: Karlheinz Jakoby, 2. Platz: Uwe Schirmer.

V.l.n.r.: Thorsten Arbeiter, Harald Sinsel (OSM), Horst Schmidt, Werner Dilo, Karlheinz Jakoby, Uwe Schirmer.